Westchester County Airport am 20. April 2018. Ein sonniger Tag, Sicht bis zum Horizont. Windige, turbulente Luft. Und saukalt.
Der Tag wird mir, wie nur wenige, immer in Erinnerung bleiben. Und nicht, weil ich ich Einiges von dem, was ich mit ihm verbinde und noch erinnere, diesem Blog anvertraue.
Die wenigen Stunden, welche ich an diesem Airport, zwischen Start und Landung in einer Cessna Skyhawk verbrachte, machten nur einen kleinen Teil meines letzten Urlaubs in den USA aus. Gleichwohl waren sie eines der Highlights dieser drei Wochen drüben in Übersee. Und ein Erstbesuch in New York durfte diesmal nicht fehlen.
New York, New York. Schon Frankieboy Sinatra besang seinerzeit diese Stadt, die niemals schläft und regelmäßig oben auf der Liste der Städtereisen anzutreffen ist.
Gerade einmal sieben Flugstunden liegen zwischen dieser Metropole und Europa. Allein drei sogenannte Major Airports von JFK über LaGuardia und Newark Liberty finden sich auf beiden Seiten des Hudson Rivers, schön verpackt in einem Stück Bravo Airspace, jener Kategorie Luftraum um jene grossen Airports mit dem dichtesten Flugverkehr. Salopp formuliert, quasi als Eselsbrücke, steht das Bravo aus dem NATO Alphabet für Big, Busy und Blue.
Der Ausschnitt aus der New York Terminal Area Chart oder kurz TAC skizziert mittels einer blauen durchgehenden Linie die laterale Begrenzung. Von der Seite betrachtet, auf der Karte nicht unmittelbar ersichtlich, sähe der Luftraum aus wie eine auf dem Kopf stehende Hochzeitstorte.
Während die Obergrenze des Luftraums bei durchgehend 7000 Fuss liegt, gemessen vom Meeresspiegel aus, senkt sich die Untergrenze von aussen nach innen immer mehr ab; von anfänglich 3000 Fuss über 1500 und 500 Fuss bis zum Boden im Bereich der Flughäfen. Alle Flüge innerhalb des Bravo, gleichgültig nach welcher Flugregel unterwegs, benötigen eine Freigabe zum Einflug und stehen im ständigen Kontakt mit der Flugverkehrskontrolle.
Das ganze Konstrukt dient in erster Linie der sicheren und geordneten Abwicklung der IFR An- und Abflüge zu den genannten Major Airports sowie Flugbewegungen zu mehreren Municipal Airports wie Teterboro im angrenzenden New Jersey, Westchester County im Norden und Republic auf Long Island, sowie unzählige kleinere Flugplätze ebenfalls zu koordinieren sind.
Wie aber verhält es sich mit den vielen Sightseeing Flügen der Hubschrauber, die tagsüber andauernd den Hudson entlang wuseln und gierig die Lady, wie die Statue of Liberty auch kurz genannt wird, umkreisen? Müssen die sich auch noch mit den Lotsen der Anflugkontrolle absprechen? Kaum vorstellbar, das brächte den Funkverkehr zum Erliegen. Die USA wären nicht die USA und New York nicht New York, gäbe es hier nicht eine pragmatische Lösung. Diese nennt sich Class Bravo VFR Flight Corridor, kurz auch Hudson Corridor genannt. Auf der New York SVFR Karte finden sich Details: Bis zu einer Höhe von 1299 Fuss darf hier innerhalb der Ufer des Hudson nach Sichtflugregeln geflogen werden; in Richtung Norden entlang des Ostufers und in Rchtung Süden entlang des Westufers.
Einge Regeln sind hier zu befolgen. Am Flugzeug sind alle möglichen Lichter wie Landelicht, Taxilicht und Positionslampen anzuschalten. An bestimmten Meldepunkten wie Alpine Tower im Norden über GWB (George Washington Bridge), der Intrepid, einem zum Museum umgebauten Flugzeugträger, der Clock, der Lady und der Verrazano Bridge im Süden sind Positionsmeldungen abzusetzen: Flugzeugtyp, Position, also der Name des Meldepunktes, Flugrichtung und aktuelle Höhe. Zum Beispiel also:
Cessna, GWB, Hudson southbound, 1200.
Flächenflugzeuge wie die genannte Cessna halten sich zwischen 800 und 1299 Fuss auf, darunter finden sich die Hubschrauber.
Ein Flug entlang des Hudson Corridors steht bei vielen Piloten irgendwo auf der fliegerischen Wunschliste. Im Vorfeld meines USA Besuches im April (2018) hatte ich diese Option als fliegerisches Highlight auf meiner persönlichen Reiseliste.
Also traf ich mich mit Jason Kaye, einem Fluglehrer der Academy of Aviation am Westchester County Airport um halb eins. Es war ein klarer Tag mit Sichten bis zum Horizont, aber windig und turbulent. Es blieben für das Vorhaben nur diese paar Stunden am frühen Nachmittag; daher entfiel der obligatorische Checkoout und Jason würde uns auf dem rechten Sitz begleiten
Tatsächlich, so stellte sich bei der Vorbesprechung dann heraus, würden wir nicht wirklich den Korridor nutzen sondern oberhalb der 1300 Fuss im Bravo den Hudson auf der sogenannten Skyline Route entlang fliegen, und während des Fluges entlang des Hudson selbst war es Jason, der flog. Auch wenn ich mir das etwas anders vorgestellt hatte, wurde der Flug, zumal es mein erster Besuch in New York war, ein interessantes Erlebnis, den ich auch nach sechs Wochen noch gut in Erinnerung habe.
Und – es war saukalt an diesem Tag.
Die Cessna Skyhawk brauchte etwa fünf Minuten, bis die Öltemperatur das Minimum von 100 Grad Fahrenheit erreichte, genug für den Runup und den anschliessenden Flug.
Nach dem Start auf der 29 ging es weiter westwärts, bis wir etwa auf Höhe der Tappan Zee Bridge auf den Hudson trafen:
Die Brücke besteht, anders als das Bild vermuten läßt, nur aus zwei statt drei Bahnen. Beim Bau stellte sich heraus, dass die Fahrbahnen des Westufers und die des Ostufers sich zwar im Fluss trafen, jedoch um ca. zehn Fuss versetzt…
Weiter südwärts ging es. Links ist der Central Park zu sehen:
Etwas weiter dann die Südspitze Manhattans mit dem East River.
Der Ground Zero mit dem neu errichteten One World Trade Center:
Höhe Chelsea, im Hintergrund das Empire State Building:
Auf dem Rückweg nach Norden passieren wir wieder den Central Park:
Die George Washington Bridge am Ostufer des Hudson:
Ganz im Kontrast zum dichtbebauten New York die typischen Wohngegenden im Grünen. Hier lebt es sich doch gleich viel entspannter.
Fliegerisch interessant waren die vielen Frequenzwechsel zwischen New York Approach, JFK und LaGuardia. Die Traffic Anzeige des Garmin 1000 meldete sich häufig, ebenso immer wieder Verkehrsinformationen zu anderem Flugverkehr von den Towern oder Approach.
Auch wenn ich selbst nur nördlich des New Yorker Luftraums selbst fliegen konnte, war es ein interessantes und lehrreiches Erlebnis. Möglicherweise wiederhole ich es einmal selbst. Zwischenzeitlich bleibt mir der Flug am heimischen Simulator.