Garmin 1000 FliteDeck

By   March 27, 2015

Das Cockpit Panel des Simulators mit seinen sechs primären Analog-Instrumenten hat mich schon eine ganze Weile gestört.
Zum einen ist jedes Instrument einzeln per USB einen der drei Simulator-Rechner angeschlossen. Auch wenn ich in Sachen USB kein Spezialist bin, die teilweise verzögerte Reaktion der Instrumente ist nicht zu übersehen.
Die Genauigkeit der Darstellung läßt ebenfalls zu wünschen übrig. Der Turn-Koordinator, das Instrument mit dem Ball, zeigt Querneigungen nur in Standardturns korrekt an. Ein Vollkreis, geflogen als Standardturn, dauert immer genau zwei Minuten, unabhängig von Flugzeugtyp und Geschwindigkeit. Steilkurven z.B. werden nicht mehr korrekt dargestellt.
Die multifunktionalen Saitek Geräte vereinen Funkgerät, Funkortung, DME, ADF und Transponder in einem Gerät. Die aktuelle Funktionalität wird durch einen Drehschalter gewählt. Ein solches Design minimiert die Anzahl zu verbauender Geräte. Wirkliche integrierte Avionik hingegen sieht ein klein wenig anders aus…

Das Garmin 1000 Flitedeck ist ein solches aus zwei Komponenten, dem PFD und dem MFD bestehendes System.
PFD steht hier für Primary Flight Display und vereint das analoge Sixpack in einem synthetisierten Bild. Weitere Informationen wie aktueller Transpondercode, die gewählten aktiven und Standby Funkfrequenzen werden angezeigt und sind auch anwählbar.
Die zweite Komponente nennt sich Multi Function Display oder kurz MFD. Hier läßt sich die Moving Map einblenden, Motordaten anzeigen etc.
Zusammen nennt man ein solches aus PFD und MFD bestehendes System auch Glasscockpit.

G1000 PFD

G1000 PFD

 

Obiges Bild zeigt das PFD des G1000.  Das folgende zeigt das MFD:

G1000-MFD

G1000-MFD

 

Beide Abbildungen entstammen dem Original Garmin G1000 User Manual.

Nachdem selbst die reale Grumman Cheetah als Low Budget Flieger schon über ein Glasscockpit verfügt, auch wenn es nicht gerade dass State-of-the-Art G1000 ist, so muß der Simulator gleichziehen.

Nun unterstützt X-Plane die Einbindung realer Avionik. Mein Handheld Garmin 795 ist voll integriert und wie in der Cheetah am Steuerhorn befestigt. Allein die GPS Daten kommen hier über eine serielle Verbindung von X-Plane und nicht von den Satelliten.
Auch ein reales G1000 als Avionik Stack läßt sich problemlos einbinden, läßt man die Kosten einer solchen Lösung außen vor.

Doch sowenig der FluSi eines zertifizierten Motors bedarf, sowenig bedarf ein Glasscockpit realer Hardware.
Mit diesem Ansatz im Hinterkopf läßt sich das Netz konkret befragen. Und liefert Antworten, Hinweise, Tipps. In diesem Falle lande ich bei Simionic.

Die liefern das GUI und die Funktionalität des Garmin G1000 in Form zweier Apple Apps; je eine für das PFD und das MFD, das Stück für 9.99 €, im Bundle billiger. Dazu noch je ein iPAD für das PFD und MFD, zu befestigen am Panel: Et voilá, das Glasscockpit steht.

Zu einem ersten Test habe ich mir die PFD App aufs iPAD Mini geladen. Seitens X-Plane wird noch ein Plugin zum Datenaustausch mit der PFD App benötigt. Dieses findet sich kostenlos im Download Bereich auf Simionic. Die Datenübertragung erfolgt per UDP über WLAN.
Das iPAD mini habe ich einfach links neben das Cockpit Panel gestellt, um bei einem Flug zwischen dem analogen Sixpack und dem PFD vergleichen zu können.

Der Test war durchweg positiv. Die Anzeigen, insbesondere des Horizontes, aber auch die Speed und Höhe wurden flüssig dargestellt. Der AI auf dem PFD ist größer und liefert eine genauere Auflösung des Anstellwinkels oder Pitches als bei den Saitek-Anzeigen.
Die Querlage des Flugzeugs bei Steilkurven ist im Gegensatz zu dem Saitek Instrument korrekt.

Aufgrund dieses ersten positiven Tests habe ich heute morgen vier der sechs Saitek Instrumente ausgebaut und provisorisch – mit Bordmitteln – eine Befestigung für das iPAD mini angebracht:

Garmin G1000 PFD

Garmin G1000 PFD

Garmin G1000 PFD

Garmin G1000 PFD

Mit diesem Provisorium wurden dann einige Flüge durchgeführt, um das PFD und dessen Bedienung besser kennen zu lernen. Besonderen Schwerpunkt habe ich auf den Autopiloten und dessen verschiedene Modi wie Heading (HDG), Altitude Preselect (ALT) und dem NAV Mode.
Im HDG Mode dreht der Autopilot auf das HSI eingestellte Heading und folgt diesem dann. Kombinieren läßt sich dieser Modus mit ALT. Hier steuert der Autopilot den Steig- bzw. Sinkflug und levelt bei Erreichen der Zielhöhe aus.
Eine Alternative zum HDG Mode ist der NAV Mode. Hier folgt der Autopilot einem zuvor ausgewählten VOR.
Alle diese Tests verliefen erfolgreich. Das allein ist ein großer Unterschied zu dem sogenannten Autopilot von Saitek. Mit dem bin ich überhaupt nicht zurecht gekommen. Ob es an der Hardware selbst oder dem – kostenfreien – X-Plane Treiber gelegen hat, weiß ich nicht. Ist mir letztlich auch egal.

Die Funk- und Navigationsfrequenzen lassen sich natürlich ebenfalls am PFD einstellen wie auch der Transpondercode.
Damit lassen sich also auch die noch verbauten sogenannten Multicontroller von Saitek auf der echten Seite des Panels komplett entfernen.Platz für das MFD von Simionic wird frei.
Das etwas größere iPAD ist hier dem mini überlegen, da die Tasten und Drehschalter etwas größer sind. Im Gegensatz zum echten G1000 verfügt das iPAD bzw. iPAD mini ja nicht über reale Tasten und Drehknöpfe:

G1000-bezel

G1000-bezel

Allerdings hat Simionic einen solchen mit realen Bedienelementen ausgestatteten Einbaurahmen für das iPAD angekündigt. Dieser befindet sich jedoch noch im Stadium des Prototyping.

Zunächst einmal habe ich mir jetzt ein gebrauchtes iPAD mit WiFi bestellt sowie einen passenden RAM Mount, für insgesamt etwa 230 €. Das Simionic PFD allein ersetzt insgesamt sieben Saitek Komponenten zu einem Stückpreis von etwa 100 €.
Die Simionic Lösung ist also nicht nur funktionell überlegen sondern auch deutlich preiswerter. Warum nur bin ich erst jetzt auf sie gestoßen?