Kürzlich war ich mal wieder auf der Suche nach, ach, genau weiß ich es gar nicht mehr genau, einem USB Stick vielleicht, da fiel mir eine DVD vor die Füße bzw. in die suchenden Hände: Eine Box mit grünem, selbst erstellten Cover mit einem etwas zu langen, dafür umso unaufgeregtem Titel:
“Von Düsseldorf nach Egelsbach”
Erinnerungen steigen auf aus den Untiefen des Bewusstseins. Lang, lang ist es her, siebzehn Jahre jetzt. Wie zur Sicherheit nehme ich mein Flugbuch zur Hand, suche und finde schließlich auch den passenden Eintrag zu dem Flug von Düsseldorf nach Egelsbach am 31. März des Jahres 2004. Und den Hinflug am tag zuvor auch.
Damals, im Frühjahr, flog ich mit einer Piper Tomahawk von Egelsbach nach Düsseldorf, just for the fun of it. Immer schon wollte ich mal selbst einen internationalen Flughafen anfliegen, selber als Pilot und nicht als Nutzlast, und auch wieder von dort aus starten. Der Weg war das Ziel.
Auch erinnere ich mich meiner Ausflüge zu eben diesem Flughafen. Wie ich bei guten Wetter ihn fußläufig umrundete; am Spottertreff Halt machte und auf den Endanflug und den Antennen des ILS sah und das Ausschweben der Jets verfolgte.
Überhaupt, Düsseldorf war mein erster Kontakt zur Fliegerei. Von dort aus ging es ans schwarze Meer zum Urlaub in einen jener Sommer, die, so lang schon vergangen, aus einem anderen Leben zu stammen scheinen.
So war es nach bestandenem PPL Checkride drei Jahre zuvor der Flug aus meiner neuen Heimat im hessischen Langen nahezu zwingend, aus dem nahen Egelsbach, meiner Homebase, mich irgendwann fliegend auf den Weg nach EDDL, zurück zu den Anfängen, zu machen. Als Pilot selbst dorthin zu fliegen. Ein Fliegenschiss für jene, die beruflich mehrmals monatlich über’n Teich düsen. Ein Mordsding wie einen Rookie wie mich damals.
Das Wetter war CAVOK, die Route klassisch mit dem Aristo Aviat und den DFS VFR Karten abgesteckt und im Flightlog festgehalten. Zudem besaß ich damals das kleine Garmin 195, ein GPS, welches sich bequem am Yoke montieren ließ, in welches ich die Route ebenfalls eingab.
Die Aufzeichnungen von damals, die ICAO Karte mit der eingezeichneten Route und das Tracklog des Garmins existieren nicht mehr; sind leichtsinnig entsorgt worden beim Kauf neuer Karten und beim Upgrade auf das 795. Erst rückblickend auf die vergangenen Jahre, mit dem Alter, gewinnen solche Tage und Flüge an Wert, lassen sie sich doch nicht einfach wiederholen wie ein Video durch schlichten Druck auf die Replay Taste.
Was bleibt, ist das Flugbuch mit seinen nüchternen Eintragungen und Erinnerungen, Momente von Flügen, die besonders gewichtet im Gedächtnis verblieben sind.
Und jene eingangs erwähnte DVD.
Vom Hinflug, vermutlich am späten Vormittag, in Erinnerung geblieben ist mir der Anflug auf Düsseldorf selbst. Mit Köln und seinem Airspace in der Nähe und den vielen sich kreuzenden Autobahnen, aus der Höhe mehr einem Aderngeflecht gleichend, war ich mir irgendwann, aller Flugplanung zum Trotz, dann doch nicht mehr ganz sicher, wo genau südlich vom Meldepunkt Sierra ich mich befand und es Zeit war, Düsseldorf Tower zu rufen.
So bat ich FIS um Unterstützung, die mich seit dem Start in EDFE begleiteten. Selten bin ich ohne diesen Dienst geflogen, einfach auch wegen der Frequenzwechsel an den FIS Grenzen und der Notwendigkeit, fortwährend auf N4436E, das eigene Callsign, achten zu müssen.
FIS gab mir dann einen Steuerkurs zum Meldepunkt Sierra und bot an, vorab den Tower zu informieren. Ich lehnte aber ab und rief selber rein, mit Position, ATIS Kennung und der Absicht zu landen.
Das funktionierte auch ganz gut. Einzig der Umstand, mich direkt über Sierra statt fünf Minuten zuvor gemeldet zu haben, bedurfte einer Erklärung.
Der Einflug in die CTR wurde genehmigt und mir die 08R zugewiesen. Gerne hätte ich ein oder zwei Holdings geflogen – ich war entsprechend vorbereitet -, aber ich erhielt prompt die Freigabe zur Landung.
Die muss wohl unspektakulär gewesen sein; jedenfalls verließ ich die Piste bereits am ersten Abrollweg, was die Towerstimme – “Na, geht doch” – lobend kommentierte.
Das Rollen zum nahen GAT war dann überschaubar. Zu Ground musste ich nicht wechseln; die Towerstimme mochte mich wohl oder war vielleicht nur etwas besorgt. Nur jetzt keinen Fehler auf den letzten Metern.
In Düsseldorf angekommen besuchte ich einen Freund, blieb über Nacht und machte mich bereits am nächsten Morgen auf zum GAT am Flughafen. Die Zeit bis zum Abflug gegen Mittag würde mir am Flughafen sicherlich nicht langweilig werden; zumal ich auch noch einen Besuch auf dem Tower auf dem Programm hatte.
“Der Pilot ist noch nicht da.“, teilte mir die Dame am GAT dann mit; als Antwort auf mein Ansinnen, zur N4436E, der Tomahawk, vorgelassen zu werden. Wieder so eine Erinnerung, nirgendwo findet sich eine entsprechende Notiz und doch hat sich auch dieser Vorfall eingenistet irgendwo tief drinnen in mir.
Gewiss, mir fehlten jene magischen Streifen auf den Schultern, aber mich deshalb gleich als Pax abzutun, fand ich dann doch etwas überraschend.
“ICH bin der Pilot“, erwiderte ich bestimmt und nicht ganz ohne Stolz, worauf ich dann meine Lizenz, ein unscheinbares Pappkärtchen ohne Lichtbild, vorzeigen musste, zusammen mit dem amtlichen Ausweis.
Alsdann durfte ich passieren, verstaute mein Gepäck, machte schon einmal den Preflight Check und genoss es wohl auch ein wenig, sich einfach auf dem Vorfeld des Düsseldorfer Flughafens, legal und ganz ohne Aufsicht, aufhalten zu dürfen.
Später dann am Vormittag der Weg vom GAT zum Terminalgebäude, den Zugang zum Tower suchen. Ich hatte meinen Besuch zuvor über meinen dienstlichen Mailaccount angekündigt. Mein Dienstausweis, diesmal mit Lichtbild, ermöglichte mir dann den Besuch des Towers. Ein bischen schauen, Firmentratsch und Fachsimpeln über den Airspace und den geplanten Abflug mit der ollen Tomahawk.
Der Rückflug nach Egelsbach war, wie bereits erwähnt, gegen Mittag geplant, zusammen mit einem anderen Freund, der ebenfalls wie ich im hessischen Langen lebte und am Flughafen dienstlich zu tun hatte.
Wir trafen uns dann später am GAT. Als Pax musste er die Security über sich und sein Gepäck ergehen lassen, während mir mein Pappkärtchen Immunität und Zugang zum Vorfeld verschaffte.
Wir hatten zuvor verabredet, den Rückflug zu filmen, vom Anlassen des Motors am GAT bis zum Abstellen in Egelsbach; live, ungeschnitten, Off Block to On Block.
Bis zum Abstellen in Egelsbach hat es dann nicht gereicht; die Landung konnte aufgrund zu knappen Speicherplatzes nur in Fotos festgehalten werden.
Ich habe mir die DVD kürzlich wieder mal angesehen. Siebzehn Jahre sind seitdem vergangen; wie ein Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit, wie aus einem anderen Leben, erscheinen mir die Bilder nun.
Für all jene Interessierten; hier kann der Flug in Echtzeit zeitgemäß als MP4 Stream angesehen werden: Von Düsseldorf nach Egelsbach